O B E R L A U S I T Z

BILDER DES GLAUBENS BEI GERHARD ALTENBOURG

26.09.2019 - 02.12.2019
in Kamenz
Foto:

BILDER DES GLAUBENS BEI GERHARD ALTENBOURG – EINE KABINETTAUSSTELLUNG ZUM 30. TODESJAHR DES MALERPOETEN
Eine Sonderausstellung des Sakralmuseums St. Annen in Zusammenarbeit mit dem Lindenau-Museum Altenburg und der Stiftung Gerhard Altenbourg

Gerhard Altenbourg (1926–1989) zählt zu den herausragenden deutschsprachigen Künstlerpersönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. Sein viel zu früher Tod war für die nationale wie internationale Kunstwelt ein tragischer Verlust, zählte der im thüringischen Altenburg tätige Zeichner, Druckgrafiker, Bildhauer und Schriftsteller doch bereits zu Lebzeiten zu den führenden Vertretern einer poetischen Ausdruckssprache, die mit Worten und mit der Kraft der gezeichneten Linie spielte. Dabei sperrten sich Altenbourgs Bildwelten den Vorgaben des sozialistischen Realismus und entziehen sich noch heute gegenständlicher Bestimmtheit. Der staatlich verordneten Gestaltungslehren setzte Altenbourg ein eigenes Leuchten entgegen, der faden Eindeutigkeit das Spiel mit figürlich schimmernden Zwischenwelten, der säkular-rationalen Welt einen Gegenentwurf voller Fantasie, visueller Spielfreude und verteidigter künstlerischer Freiheit. Neben der Zeichnung und der Radierung war Altenbourg insbesondere ein großer Meister der Lithografie und des Holzschnitts. Gerade durch das Ausreizen der druckgrafischen Techniken und seine Lust am Experimentieren mit Farben, Druckstöcken und Papieren entstanden seit den 1950er Jahren unzählige Kompositionen, die die Kunst der Druckgrafik im 20. Jahrhundert maßgeblich und bis heute nachwirkend bereichert haben.

Im Gedenken an das 30. Todesjahr von Gerhard Altenbourg und in Zusammenarbeit mit dem Lindenau-Museum Altenburg und der Stiftung Gerhard Altenbourg präsentiert das Kamenzer Sakralmuseum St. Annen die Kabinettausstellung „BILDER DES GLAUBENS BEI GERHARD ALTENBOURG“. Anhand exemplarisch ausgewählter Leihgaben beleuchtet die Schau die Aspekte des Religiösen und Christlichen bei Altenbourg und stellt sie erstmals in einem Museum der Oberlausitz vor. Altenbourg selbst, der seinen Familiennamen Ströch 1955 abgelegt hatte und von da an als Hommage an seinen Heimatort stets mit „Gerhard Altenbourg“ signierte, war durch sein Elternhaus tief in der christlichen Tradition verwurzelt. Sein Vater war Baptistenprediger. Die Bedeutung des Christlichen hat sich dementsprechend auch in seinem Werk niedergeschlagen. In loser chronologischer Folge gewährt die Kamenzer Kabinettausstellung mit ihren vier Kapiteln „Krieg und Erschütterung“, „Kreuz und Menschlichkeit“, „Natur als Schöpfungsraum“ sowie „Hingabe an Gott“ nunmehr einen faszinierenden Einblick in die Glaubenswelt Altenbourgs.

Eindrücklich etwa zeugen verschiedene in den 1950er Jahren geschaffene Lithografien von den traumatischen Kriegserfahrungen Altenbourgs. Man sieht gebrochene Seelen und Körper, denen der Glaube abhandengekommen ist. In der Lithografie „Der barmherzige Samariter“ erscheint das Tier gar edler und menschlicher als der Mensch selbst – eine bildgewordene Skepsis gegenüber dem Humanen, wie man sie zeitgleich etwa im Absurden Theater reflektiert sieht.

Später dann wandelte sich diese Enttäuschung gegenüber dem Menschen in weniger existenzielle Interpretationen der Welt, bis in den 1970er/1980er Jahren die Natur zunehmend göttlich beseelt, fast pantheistisch, vor den Betrachter tritt. Das Kreuz, wie man es in abstrahierter Form im Holzschnitt „Über dem Strom ein Gezweig“ sieht und das thematisch auch in der hier gezeigten Künstlerkassette „Wund-Denkmale“ verarbeitet wird, war für Altenbourg im besonderen Maße Ausdruck des Leidensopfers von Christus. So formulierte der Künstler in einem 1961 in Dresden gehaltenen Vortrag: „Das Kreuz bleibt das Zeichen der Macht des Menschen, der Gott richtet, und der Ohnmacht Gottes, der sich vom Menschen töten lässt. Gott kommt in diese Welt, aber nicht als Gott, sondern als Mensch, nicht in Macht, sondern in Ohnmacht, nicht in Taten, sondern in Leiden. In diesen Leiden ist Gott zu finden.“

Der Ausstellungsrundgang endet mit der herausragenden Zeichnung „Flügel der Morgenröte“, in der Altenbourg das im biblischen Psalm 139 beschriebene Gottvertrauen in leuchtenden Farben und mit seiner für ihn typischen Akribie Punkt für Punkt und Strich für Strich in ein figürliches Bild setzte.

Gerade im Kontext des Sakralmuseums St. Annen, das sich anhand herausragender Werke der religiösen Kunst zwischen 1300 und 1750 widmet und das in seinen Projekten immer wieder den spannungsreichen Dialog zwischen Mittelalter, Renaissance und Moderne bzw. Gegenwart sucht, eröffnet die Kabinettausstellung neue Blicke auf das seiner Zeit verhaftete und zugleich doch wieder gänzlich zeitlose Schaffen Altenbourgs.

Zusätzliche Hinweise

  • Sonstiges
  • Online: nein
  • Tickets: -
  • Login: -

Veranstaltungsinfos

Galerie Sakralmuseum St. Annen
Schulplatz 5
01917 Kamenz
Klosterkirche & Sakralmuseum St. Annen in Zusammenarbeit mit dem Lindenau-Museum Altenburg und der Stiftung Gerhard Altenbourg
03578/379205
www.sakralmuseumkamenz.de

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